Ausweitung der Spielzonen
Der Schauspieler möchte jemand Anderes sein (& keine Maschine)
Erschienen in: Lektionen 4: Schauspielen Ausbildung (12/2010)
Der Schauspieler möchte jemand Anderes sein (& keine Maschine)
„Wenn ich im Kino sitze, gibt es immer diesen Sog der Verwandlung, der mich im Dunkeln aus mir heraustreten lässt. Im Theater scheint das genau umgekehrt zu sein. Es sind die Schauspieler, die von der Sehnsucht nach Verwandlung getrieben sind, die es für uns übernehmen, aus sich herauszutreten. Das Theater ist ja schließlich auch eine viel bürgerlichere Kunstform, und als solche eher dazu geneigt, den Exzess zu veräußerlichen. Es ist nicht so, dass die Männer auf der Bühne nicht auch Identifikationsangebote machten und die Frauen nicht auch zu erotischen Phantasien verlockten, aber wer sich aufrichtig prüft, wird feststellen, dass man sich als Zuschauer im Theater weniger gemeint fühlt. Weniger involviert. Weniger über den Tisch gezogen. Das Theater will mehr gelobt werden für die Arbeit, die es bedeutet, auf die Bühne hinauszugehen und vor Leuten eine wie auch immer geartete Maske aufzusetzen.“ (Michael Althen)
Der Wunsch des Schauspielers, ein Anderer, eine Andere zu sein oder das, was der Filmkritiker Michael Althen als Sehnsucht nach Verwandlung, bzw. als stellvertretendes Aus-sich-Heraustreten beschreibt, bleibt in den theaterwissenschaftlichen Veröffentlichungen der angewandten wie nicht anwendenden Institute aus Gießen, Hildesheim, Frankfurt am Main, Berlin oder Mainz eine merkwürdige...