Theater der Zeit

Theatermusik als relationales Musizieren: Ästhetische Intentionen

Zwischen Zitat und Handschrift

von David Roesner

Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)

Der letztgenannte Punkt ist bereits wesentlich für das Selbstverständnis der interviewten Musiker*innen: Viele berichten von der Notwendigkeit, stilistisch vielfältig zu sein, versiert bestimmte Register zu beherrschen und ›im Stile von‹ musizieren zu können. Krieg z. B. hat sich aber bewusst dafür entschieden, eine gewisse Distanz zu solchen Stilen oder Genres beizubehalten: »Ich gucke eher von außen wie durch eine Glastür zu: ›Ah, o. k., da ist der Latin Jazz drin‹ oder so etwas, aber ich gehe da nie wirklich rein.« Auch bei Wittershagen kann man so eine Mischung aus Zitat und Verfremdung bzw. Anverwandlung gut beobachten. Hier zeigt sich der Gegenpol zum Musiker*innentypus des ›stilistischen Chamäleons‹: Geäußert wird hier eher das Bedürfnis nach Innovation und nach einem eigenen Stil. Dieser hat sich häufig durch prägende Einflüsse außerhalb des Theaters formiert und bildet so etwas wie einen Referenzpunkt: Das können eine eigene Punk- oder Jazz-Band, ein/eine Kompositionslehrer*in, eine Filmmusik oder ein/eine Musiker*in sein.

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