Matthias Krieg: »Als Gast im Theater«
Ein Gespräch am 11. Oktober 2016 in München
von Matthias Krieg und David Roesner
Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)
Wie nennst du das, was du tust? Komposition, Theatermusik, Musikalische Leitung?
Matthias Krieg: Diese Begriffe sind alle notwendig, die sind oft auch nicht vermischbar. Ich habe heute erst wieder darüber nachgedacht, dass ich das häufig klar für mich trenne, weil es verschiedene künstlerische Bereiche und Funktionen sind, in die ich beim Arbeiten am Theater reingehe. Z. B. hatte ich vorhin eineinhalb Stunden Gesangsprobe mit den Schauspieler*innen der hiesigen Produktion The Re’search1 und da bin ich in einem vollkommen anderen Modus, als wenn ich auf der Bühne bin und spiele. Wenn ich pädagogisch anleite, muss ich da eine Energie reingeben, mit der ich das Gegenüber erspüre, um möglichst genau zu wissen, wo es gerade ist. Die meisten haben ja keine musikalische Theoriebildung oder musikalische Vorbildung im Allgemeinen, da muss man einiges von dem, was man als Ergebnis vor Augen hat, anders erklären und z. B. in Bilder übersetzen. Das macht zwar unheimlich Spaß, fühlt sich aber vollkommen anders an, als als Künstler oder Performer auf der Bühne zu sein und dann so etwas wie Kunst zu machen. Ich fühle mich nicht einfach nur als Theatermacher, sondern als irgendwas dazwischen: Musiker, Arrangeur, Performer, Künstler, Produzent, Toningenieur...