Die innere Stimme
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Die innere Stimme ist ein anderer Begriff für bekannte Begriffe. In der DDR nannte man es „Untertext“, in Westdeutschland „Subtext“. Es ist dasselbe gemeint. Einer Verständigung steht in diesem Falle nichts im Wege. Nun kennt man aber auch noch diesen anderen Begriff, der das Wesen von „Sub- oder Untertext“ vielleicht praktischer und auch sinnlicher begreifbar macht, der aber nicht aus der Terminologie des Theaters kommt, sondern eher aus dem Leben. Das hat ihn verdichtet und somit doch in die Nähe des Theaters gebracht.
Meine innere Stimme sagt mir …
Hätte ich doch nur auf meine innere Stimme gehört …
Meine innere Stimme hat mich gewarnt …
Hätte ich ihr doch vertraut …
Während der Untertext eher mitdenkt, redet die innere Stimme mit. Während der Subtext begleitet und unterstützt, kann die innere Stimme Probleme machen, kann Widerstand und auch Widerspruch sein, eben weil sie mitredet. Sie verlangt die Entscheidung, ob sie in eine Handlung einbezogen oder überhört wird. Vor allem aber stellt sie Fragen. Unterstützende. Aufhaltende. Entscheidende.
Warum sollte sich ein Darsteller nicht in seinem Ausprobieren manchmal eine kleine Auszeit erlauben und ankündigen: „Moment mal. Ich befrage mal kurz meine innere Stimme und höre mir ihre Meinung an.“ Oder: Die...