Theater der Zeit

Michael Wilhelmi: »Häufig sage ich mir den Text ganz oft laut vor, wie man ihn sprechen würde, und dann findet sich, wie man ihn singen könnte«

Ein Gespräch am 22. März 2019 in München

von David Roesner und Michael Wilhelmi

Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)

Michael Wilhelmi
Foto: Claudia Meyer

Wie beschreibst du deine Tätigkeit?

Michael Wilhelmi: Ich bin Pianist und Komponist. Ich arbeite viel am Theater, da kommt es dann darauf an, mit wem ich arbeite. Ob ich eher als Darsteller agiere und improvisiere, ob ich als Komponist arbeite oder als Pianist. Es gibt dafür keine allgemein gültige Bezeichnung.

Wie löst du das in Programmheften?

MW: Da steht meist »Musik«, »Musikalische Leitung«, »Arrangement« oder »Komposition«. Aber am besten finde ich einfach »Musik«; das ist am unkompliziertesten. Meine Arbeit am Theater bewegt sich meistens zwischen diesen Tätigkeiten. Man könnte es natürlich Theatermusik nennen, aber dieses Wort ist für mich negativ konnotiert, es klingt immer etwas nach Musik zweiter Klasse, nach einer Dienstleistung für andere, die an sich keinen eigenen Wert hat.

Manche nennen es ja auch Schauspielmusik?

MW: Das würde ich auf keinen Fall sagen, da ich viele meiner Produktionen (z. B. alle mit David Marton) als Musiktheaterproduktionen verstehe. In diesen Stücken agieren die Musiker*innen auch als Darsteller*innen, es sind meistens mehr Musiker*innen auf der Bühne als Schauspieler*innen. Bei ›Schauspielmusik‹ denke ich eher an illustrative Musik zur Untermalung von Szenen. Das interessiert mich weniger. In den Arbeiten mit David und auch mit Claudia Meyer (das...

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