„Schauspielerei? – eine brotlose, unordentliche Kunst“
Zur Aufnahmeprüfung an staatlichen Schauspielschulen
von Franziska Kötz
Erschienen in: Lektionen 4: Schauspielen Ausbildung (12/2010)
Assoziationen: Schauspiel
Zur Aufnahmeprüfung an staatlichen Schauspielschulen
Wie oft haben Sie das schon gehört?
Lernen Sie erst einmal etwas Ordentliches! Schauspielerei ist doch eine brotlose Kunst. Ist Ihnen nicht bewusst, wie viele diplomierte, staatlich anerkannte Schauspieler sich von einem kleinen Auftrag für Synchronsprecher zu einer unscheinbaren Nebenrolle im Fernsehen, von einem befristeten Gastengagement in Castrop zu einem in Parchim durchs Leben hangeln und zwischendrin in Berlin Taxi fahren oder kellnern? Und sie alle haben sich vordem als das Nachwuchstalent der deutschsprachigen Bühnen, mindestens aber als Hamlet oder Ophelia gesehen, haben von Ruhm und Erfolg geträumt oder davon, durch ihr Spiel die Welt oder zumindest die Menschen zu verändern.
Und Sie wollen trotzdem Schauspieler werden?
Wie recht Sie doch haben mit diesem Wunschtraum! Denn ohne ihn schafft man weder die Aufnahmeprüfung an einer staatlichen Hochschule, noch das Studium, noch meistert man den Beruf. Die wichtigste Voraussetzung, die nur Sie selbst für sich prüfen können, ist die, unbedingt spielen, das heißt, etwas erzählen zu wollen und zu sagen zu haben. Dieses ureigene, persönliche „Etwas“ – das man nicht notwendig definieren wollen muss – sollte Ihnen niemand nehmen können. Wer Schauspiel studieren will, sollte deshalb so hartgesotten wie empfindsam und so willensstark wie berührbar sein,...