Die Premiere sollte ursprünglich 14 Tage früher sein. Doch die elektronische Steuerung des dreißig Tonnen schweren Hubpodiums streikte. Und die hat viel zu tun in Donald Berkenhoffs Inszenierung, mit der er sein eigenes Stück „Wege des Helden. Siegfried“ auf eine reinweiße Bühne gebracht hat. Was klingt wie der Auftakt einer Serie, spielt sich am Stadttheater Ingolstadt auf einem breiten überdachten „Weg“ ab, der sich zu Stufen und Wänden aufbäumen und wieder absenken kann – und als Projektionsfläche für Stefano di Buduos spektakuläre Videos dient. Die lassen den Rheinfall, das wilde Eismeer, Nebelschwaden, Feuersbrünste oder Tapetenmuster über das Weiß ziehen, je nachdem, wo den Recken Siegfried sein Schicksal hinweht.
Zu Beginn fällt Schnee auf Fabian Lüdickes Bühne. Jakob Dinkelacker hat gerade den Platz an seinem prominent platzierten Schlagzeug eingenommen, der schwedische Komponist und Klangkünstler Anders Ehlin den seinen am Klavier. Musikalisch stehen die Zeichen auf Jazz, Chaos und Aufruhr. Dazu singt eine Frau in Weiß (Renate Knollmann) kehlig, fremd und wunderschön. Ein lichtes, pathetisches und zugleich schaueratmosphärisch aufgeladenes erstes Bild, das die Erwartungen an einen Abend hochschraubt, der den Helden der Nibelungensage mit den nordischen Göttinnen Freya und Hel kurzschließt, auch die Raben Hugin und Munin als galgenvogelhafte Marionetten über die...