Gestisches Sprechen
Die sprecherzieherische Ausbildung von Schauspielstudierenden an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
von Viola Schmidt
Erschienen in: Lektionen 4: Schauspielen Ausbildung (12/2010)
Die sprecherzieherische Ausbildung von Schauspielstudierenden an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
I.
Schauspieler spielen, machen Spiel schaubar für ein Publikum, für Menschen, die manchmal mitspielen dürfen oder sich an eigene Spielfreude erinnern.
Spielen ist ein menschliches Grundbedürfnis, ein Lernvorgang, in dem wir die Welt begreifen. Im Spiel sind wir frei, begegnen uns und anderen gelöst von erlerntem und auf Dauer mehr oder minder erfolgreich praktiziertem Rollenverhalten.
Schauspieler erzählen Geschichten, machen fremde Welten erlebbar, beeinflussen unser Denken und Fühlen. Schauspieler sprechen.
Sprechen und Spielen sind in der Entwicklung eines Menschen zunächst verbunden. Kinder ahmen die Eltern und andere Menschen in ihrer Umgebung nach. Nachahmung ist ein wesentlicher Bestandteil von Spiel. Dieser Lernprozess erstreckt sich über die ersten Lebensjahre und wird zunehmend vom Bewusstsein gesteuert und kontrolliert, wodurch das spielerische Moment einen Teil seiner Freiheit verliert. Regeln müssen eingehalten werden, will man erfolgreich kommunizieren. Ein Teil dieser Regeln wird durch Erziehung festgelegt. Reiß das Maul nicht so weit auf, hab nicht so eine große Klappe, sei nicht vorlaut, beiß die Zähne zusammen, halt die Luft an wird empfohlen, will man unbeschadet durchs Leben kommen. Auch scheint es praktikabler zu sein, die Verbindung von Artikulations- und Kaubewegungen zu unterbrechen. Man soll nicht...