Theatermusiker*in als Identität
Bühnen-Persona
von David Roesner
Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)
Es betrifft beileibe nicht alle Interviewpartner*innen dieses Buches und ist auch nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel, aber die physische Präsenz von Theatermusiker*innen im Rahmen von Theateraufführungen hat deutlich wieder Konjunktur. Per se ist das keineswegs neu: Zu allen Zeiten und in allen Kulturen – vom antiken Drama bis zu Shakespeare, in der Commedia dell’arte oder im Bunraku – finden sich Beispiele, bei denen Theatermusik eben Bühnenmusik war. Neu scheint mir, wie im Zuge veränderter Spielformen29 und Regiehandschriften Musikerperformer*innen in quasi liminalen Funktionen – zwischen Musiker*in und Figur, Teil des Bühnengeschehens und doch davon getrennt – gerade auch außerhalb von szenischen Konventionen des Bühnenmusizierens auftreten. Ihre Präsenz ist weder bereits durch eine tradierte Rahmung begründet noch innerhalb der Diegese des Stücks motiviert. Mich hat deshalb interessiert, wie diejenigen meiner Gesprächspartner*innen, die regelmäßig selbst auf der Bühne stehen, ihre ›Rolle‹ dort verstehen. Philip Auslanders Unterscheidung von verschiedenen Schichten einer Musikerperformance im Rahmen der Popmusik ist hierbei hilfreich: Er differenziert: »The real person (the performer as a human being), the performance persona (the performer as social being) and the character (Frith’s song personality)«.30 Letzteres bezieht sich auf Simon Friths Beobachtung, dass gerade in den Lyrics von...