Fazit
von David Roesner
Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)
Zu Beginn dieses Buches habe ich auf die oft geäußerte Feststellung verwiesen, Theatermusik sei ein marginalisiertes Phänomen. Als Gründe dafür werden immer wieder der Gebrauchscharakter von Theatermusik und ihre mangelnde Werkhaftigkeit genannt.97 Theatermusik sei im Grunde nicht ›akademiefähig‹. Am Ende meiner Untersuchung beschleicht mich eine andere Vermutung: Will man der Theatermusik als relationaler Musik gerecht werden, sie in ihrer komplexen Entstehungsweise, Ästhetik und Wirkung erfassen, steht man schlichtweg vor methodisch enorm großen Herausforderungen. Diese Hürde mag mitverantwortlich dafür sein, dass sich die Wissenschaft so schwer mit der Theatermusik tut. Mit diesem Buch soll ein Beitrag geleistet werden, diese Hürde anzugehen. Dies ist aber als eine gemeinschaftliche Aufgabe zu verstehen, die nur in der Summe der schon erschienenen und noch zu schreibenden Studien, Analysen und Vorträge möglichst vieler Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen zu leisten ist.
Einleitend habe ich versucht, einige Merkmale zeitgenössischer Theatermusik zu skizzieren im vollen Bewusstsein, dass der gewonnene Überblick über bestimmte Tendenzen auf Kosten der zu beobachtenden Vielfalt und Widersprüchlichkeit des Feldes geht. Diese Detailgenauigkeit erlaubt dann der zweite große Abschnitt mit den Interviews. Hier kommen die Musiker*innen selbst zu Wort, und es entsteht ein Panorama an Praktiken, Ästhetiken und Reflexionen, in dem im Kontrast zum generalisierenden...