Der amerikanische Freund
Frederick Wiseman im Theater
Erschienen in: Recherchen 91: Die andere Szene – Theaterarbeit und Theaterproben im Dokumentarfilm (07/2014)
There are different types of reception.
Brigitte Lefèvre
Frederick Wiseman ist drei Mal im Theater gewesen, genauer: drei Mal, um dort einen Film zu drehen, und dann jedes Mal einige Monate lang. Das erste Mal für Ballet (USA 1995), der eine halbe Saison des American Ballet Theater dokumentiert und in den Räumlichkeiten des Balletts so-wie an verschiedenen Schauplätzen einer Europatournee gedreht wurde; das zweite Mal etwa ein Jahr später, für La Comédie Française ou L’amour joué (F/USA 1996), der bereits ein sehr stationärer, auf die Probebühnen, Büros, Versammlungsräume eines großen Theaterbetriebs konzentrierter Film ist; ein drittes Mal für La Danse (F/USA 2009), Wisemans Film über die Opéra Garnier und die Arbeit des Ballet de L’Opéra National de Paris.
Folgt man den Angaben in verschiedenen Interviews zu La Danse, so haben die Dreharbeiten für das Projekt etwa drei Monate gedauert. Aufgezeichnet wurden dabei zwischen 130 und 150 Stunden Material, aus denen dann eine Fassung von 158 Minuten geschnitten worden ist („Wiseman’s is decidedly a cinema of editing“1); das Drehverhältnis von 56:1 entspricht ungefähr dem seiner beiden anderen Theaterfilme. Unter diesen zweieinhalb bzw. 140 Stunden findet sich eine Episode von etwa fünf Minuten, die gegenüber anderen Szenen des Films...