Universelles Gespött
Der Platz performativer Traditionen im modernen Theater
von Pascal Zantou
Erschienen in: Recherchen 77: Theater südlich der Sahara – Theatre in Sub-Saharan Africa (06/2010)
In Benin gibt es zahlreiche performative Praktiken, die Einfluss auf das moderne Theater haben. Nimmt man beispielsweise Formen wie Storytelling, Tänze und Rituale, dann ist ihr Platz innerhalb des Theaterschaffens Gegenstand vieler Debatten. Für manche stellen diese performativen Praktiken eigenständige theatralische Ausdrucksformen dar, andere argumentieren, sie sollten den Theatermachern nur noch als Inspirationsquelle dienen.
Jene, die den künstlerischen Wert performativer Traditionen verteidigen, legen Wert auf die Feststellung, dass Theater in Benin, wie in anderen afrikanischen Ländern, schon vor der Kolonialisierung existierte. Mit der Kolonialisierung wurde lediglich das moderne Theater eingeführt, dessen Kennzeichen die Guckkastenbühne der italienischen Renaissance und ihre klare Abgrenzung von Zuschauer und Publikum ist. Jede Darbietung mit körperlichem oder verbalem Ausdruck wird in ihrem Ansatz als Theater klassifiziert. Somit gehören Erzählabende oder Aufführungen von Geheimbünden wie das „Gelede-Ritual“ ebenfalls zum traditionellen beninischen Theater. Die Gelede-Masken werden in der Regel von Männern getragen, die in den eindrucksvollen Ritualen Szenen des täglichen Lebens beschreiben. Die Masken werden manchmal auch in Puppenform angefertigt und können dann während der Tanzaufführungen manipuliert werden, um soziale Missstände, Korruption und politische Willkür anzuprangern.
Die Einbeziehung performativer Traditionen im Theater schadet dem Theater, da sie zu einer intellektuellen Trägheit beiträgt und den Eindruck erzeugt, das beninische...