Am toten Punkt
Theater machen in einem Krisengebiet – das Beispiel des Jos Repertory Theatre
Erschienen in: Recherchen 77: Theater südlich der Sahara – Theatre in Sub-Saharan Africa (06/2010)
Jos ist eine alte Zinnminenstadt im nördlichen Zentral-Nigeria mit rund drei Millionen Einwohnern. Mit der Entdeckung der Zinnvorkommen strömten Menschen unterschiedlichster Herkunft in die Stadt, die zuvor überwiegend von den Volksgruppen der Berom, Anaguta und Afizere bewohnt wurde. So entstand eine lebendige Mischung aus Christen, Muslimen, Pfingstlern und Animisten, Mischehen waren durchaus üblich. Man konnte überall in der Stadt wohnen, die Herkunft spielte keine Rolle. In dieser Stimmung wurde 1997 das Jos Repertory Theatre gegründet.
2001 brachen Unruhen aus, die innerhalb von drei Tagen über tausend Todesopfer forderten, nachdem Muslime eine Frau beschuldigt hatten, ihre Gebetsfläche an der Congo Road betreten zu haben. 2002 brannten unter ungeklärten Umständen die Markthallen von Jos aus, Waren in einem geschätzten Wert von Milliarden von Naira, bzw. hunderttausenden Euro wurden von den Flammen vernichtet. Berichten zufolge wurden 2004 in Yelwa 500 Menschen ermordet, was dazu führte, dass die Regierung den Ausnahmezustand verhängte und die Aussetzung aller demokratischen Strukturen im Bundesstaat Plateau veranlasste. 2008 kam es kurz vor Bekanntgabe der Kommunalwahlergebnisse erneut zu Unruhen, die 700 Menschen das Leben kostete.
Im Januar 2010 wurden in einer weiteren Gewaltorgie über 800 Menschen ermordet, nachdem es in der Nasarawa-Gegend von Jos zu Streitigkeiten um ein Stück Land...