Thema
Auf der Suche nach der eigenen Kunstsprache
Mit Lust, ohne Frust verlässt Schauspielerin Miriam Haltmeier für die Freie Szene das Staatstheater Meiningen
von Michael Helbing
Erschienen in: Theater der Zeit: Millennials im Theater – Eine Generation auf der Suche (11/2023)
Assoziationen: Thüringen Freie Szene Akteure Meininger Staatstheater
Eine Frau zwischen Koffer und Reisetasche, bereit zum Aufbruch: „Ich bin jetzt 32 Jahre alt“. So dringlich wie eindringlich erklärt sie, all ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten ausreizen zu wollen. „Ich möchte alles versucht haben“. Das ist Rocklady Tamara Danz, Frontfrau der Band Silly, gestorben mit 43, verdreifacht für den jüngst uraufgeführten kraftvollen Meininger Theater-Konzert-Abend „Asyl im Paradies“: hier die blutjunge Emma Suthe als die Kesse, dort die Mittvierzigerin Ulrike Knobloch als die Lebenstrotzige. Und dazwischen: Miriam Haltmeier als die Rebellische. Diese Tamara packt ihre Sachen – oder droht zumindest damit: Ausreiseantrag in der DDR, weil man ihre Band nicht im Westen auftreten lässt; sie wird dann doch bleiben, nachdem die Staatsführung ihre Zügel lockert.
Ein Vierteljahr vor der Premiere sagt Haltmeier Ähnliches über sich selbst: „Ich bin jetzt 32 und habe noch ein paar andere Dinge, die mich extrem interessieren. Es ist die richtige Zeit, sie auszuprobieren“. Ihre Tamara ist deshalb eine Gastrolle an jenem Haus einer kleinen, aber „total offenen, einladenden Theaterstadt“, dem sie zwei Spielzeiten lang gerne angehörte. Sie verlässt es mit Lust, nicht aus Frust – sich des Risikos bewusst: „Mich kostet es totalen Mut, da rauszugehen“.
Die Schauspielerin aus München nimmt den Faden auf, den sie...
