Was für Energien doch aus diesem schmalen Leib hervorbrechen! Gleich in ihrer ersten Spielzeit am Theater Chemnitz vor drei Jahren schaute man ebenso verblüfft wie fasziniert auf ihre Frau Elvsted in „Hedda Gabler“ (Regie Bogdan Koca). Während Hedda in ihrer eigenen Welt lebt, ohne Teilnahme an anderen, drängt mit unerhörter Seelenstärke diese Nebenfigur, mit der keiner rechnet, nach vorne – wie aus einer dunklen Nebenstraße auf einen hell erleuchteten Boulevard. Und sofort dämmert auf diesem Boulevard die Drohung.
Maria Schubert und die stille Intensität, die auch laut werden kann – aber nie die Stille zurücklässt. Inzwischen hat sie ein ganzes Spektrum seelischer Zustände in ihrem Spiel sichtbar gemacht. Und mehr noch: diese Zustände zugleich reflektiert. Ihre bislang wichtigste Rolle war wohl Jeanne d’Arc in Jean Anouilhs „Jeanne oder Die Lerche“ (Regie Bogdan Koca). Da spielte sie ein Bauernmädchen, das während des Hundertjährigen Krieges dem bereits demoralisierten französischen Heer neuen Siegesglauben einhauchte. Eine Heilige, die schließlich als Ketzerin verbrannt wird. Welch Passionsgeschichte! Ist diese Jeanne stark aus sich selbst heraus, oder weiß sie einen göttlichen Auftrag in sich, der ihr erst die Größe gibt?
Maria Schubert, 1984 in Halberstadt geboren und Absolventin des Europäischen Theaterinstituts in Berlin, ahnt, wohin die Frage...