Auftritt
Stadttheater Gießen: Es ist Zeit, dass die Pflanzen und Tiere übernehmen
„Neometropolis“ von Pat To Yan (UA) – Regie Thomas Krupa, Bühne Thomas Krupa und Monika Gora, Kostüme Monika Gora, Musik Lyhre, Video Marcin Przybilla, Choreografie Mel Brinkmann
Assoziationen: Dramatik Theaterkritiken Hessen Pat To Yan Stadttheater Gießen
Träumende Tiere, sprechende Pflanzen und ein Wald, der zurückschlägt. Dazu digitale Dystopie mit grenzenloser Cyberüberwachung und schließlich ein bisschen „Krieg der Sterne“ mit Satelliten, die herumballern. Es ist ganz schön was los im neuesten Stück von Pat To Yan. Der aus Hongkong stammende Theaterautor, der seit 2021 in Deutschland lebt und unter anderem Hausautor am Nationaltheater Mannheim war, hat für das Stadttheater Gießen ein Mystery-Fantasy-Sciencefiction-Märchen geschrieben, dessen Zutaten an das Disney- oder Marvel-Universum denken lassen.
„Neometropolis“ aber versteht sich, allem Spektakel zum Trotz, nicht als leichte Unterhaltung. Sondern als sehr ernsthafte Utopie. Als Plädoyer für ein Zusammenleben auf diesem Planeten, in dem nicht mehr allein der Mensch den Ton angibt. Gleichberechtigung zwischen allen Lebensformen, mindestens. Vielleicht auch: Mit der Vorherrschaft des Menschen, die die Erde zugrunde gerichtet hat, ist es jetzt auch mal gut. Es ist Zeit, dass die Pflanzen und Tiere übernehmen. Wow. Man kann sich kleinere Fragen für einen Theaterabend vornehmen.
Pat To Yan denkt die Idee der sogenannten Smart City radikal zu Ende. Neometropolis ist eine Stadt der totalen digitalen Vernetzung, regiert von einem Tech-Unternehmen, das allen Menschen schon mit der Geburt ein „Brain-Machine-Interface“ implantiert hat. Ein Gedanke reicht, um das Licht einzuschalten oder Essen beim Lieferdienst...
Erschienen am 24.1.2024
