Auftritt
Schauspiel Leipzig: Liebe, Zweifel und VR
„Goldie“ von Emre Akal (UA) – Regie Emre Akal, Bühne & Kostüme Sabine Born, VR-Design & Programmierung Paul Schengber, Emma Chapuy, Musik Sophie Constanze Polheim, Henrik Rohde
von Lina Wölfel
Assoziationen: Sachsen Theaterkritiken Dossier: Digitales Theater Emre Akal Schauspiel Leipzig
Murat und seine Freundin waren im Streit auseinandergegangen. Er, Dramatiker, auf dem Weg zu seiner Premiere. Dann Boom – ein Autounfall. Murat stirbt. Seine Freundin bleibt zurück. „Später klären wir das“ dachten sie sich. Später gibt es nicht. Wird es nicht geben. Nie. Sie bleibt zurück in der gemeinsamen Wohnung. Im gemeinsam Leben. In den gemeinsamen Zweifeln.
Der Tod ist eine unüberwindbare Grenze. Zumindest schien es bislang so. Bis das Start-Up-Unternehmen „Eternity“ verspricht, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen: Murat mittels Künstlicher Intelligenz aus seinen digitalen Überresten – Chatnachrichten, Handy Notizen, Audioaufnahmen, Bildern – wiederzubeleben. Den Verstorbenen einfach digital weiterleben zu lassen. Die gemeinsame Geschichte fortzuschreiben. Sich begegnen zu können, aussprechen, versöhnen oder entschuldigen. Gemeinsame Erinnerungen wieder aufleben lassen.
Seine Freundin (Alina-Katharin Heipe) tritt also mit VR-Brille ausgestattet auf die quietschgrüne Bühne, drückt einen Knopf. Dort erscheint ihr dann Murat, oder vielmehr sein Avatar. Dem zwei andere Schauspieler:innen Gesicht (Wenzel Banneyer) und Körper (Nicole Widera) leihen müssen. „Genauso, wirklich genauso“, der Avatar sieht Murat ähnlich. Zusammen wandeln sie durch gemeinsame Erinnerungen, das erste Date in ihrer Wohnung, einen Spaziergang im Regen, Urlaube in Paris, am Strand und in den Bergen.
Und genau da passiert es. Seine Erinnerungen und ihre laufen...
Erschienen am 19.1.2024
