Theater der Zeit

Editorial

Editorial

von Thomas Irmer

Erschienen in: Theater der Zeit: ¡Adelante! – Theater aus Iberoamerika (02/2024)

Szenen aus dem Gastspiel „Soliloquio“ von Tiziano Cruz in eigener Regie im Rahmen des iberoamerikanischen Theaterfestivals ¡Adelante!
Szenen aus dem Gastspiel „Soliloquio“ von Tiziano Cruz in eigener Regie im Rahmen des iberoamerikanischen Theaterfestivals ¡Adelante!Foto: Argenis Apolinario

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Wir starten eine neue Serie: „Post-Ost“. Mit essayistischen Beiträgen von jüngeren Theatermacher:innen und Autor:innen, die ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen und Vorstellungen beschreiben, bevor im Herbst in Brandenburg, Sachsen und Thüringen Landtagswahlen anstehen. „Post-Ost“ ist ein sehr verschieden verwendeter Begriff mit einer aber doch erkennbaren Zusammenhangsgröße: Zum einen bezieht er sich auf nach 1990 in Ostdeutschland Sozialisierte, zum anderen bezeichnet er, wesentlich erweitert, junge Menschen, die aus ost- und südosteuropäischen Ländern stammen und meist als Kinder in den deutschsprachigen Raum kamen, mit oft oberflächlichen Zuschreibungen für ihre jeweilige Herkunft und entsprechenden Reaktionen ihrerseits. Nicht Abweichung von der Westnorm, wie es Dirk Oschmann in seinem immer noch heftig diskutierten Buch beklagt, sondern längst vorhandene Vielfaltsmöglichkeit. In der Literaturwissenschaft wiederum wird damit ein Phänomen spezifisch ostdeutscher Tradition zu erfassen versucht. Soziologisch steht die intergenerationelle Übertragung von sozialen Erfahrungen mit im politischen Raum. Was da zusammenkommt, ist nicht allein für Ostdeutschland interessant, sondern ein wesentlicher und auch die Zukunft der Kultur insgesamt bestimmender Aspekt.

In diesem Zusammenhang von Post-Ost steht auch das Dossier der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Motto „Zukunft erproben“ zur Theaterarbeit in Ostdeutschland. Ausgangspunkt der Materialsammlung ist eine statistische Datensichtung zur Repräsentation Ostdeutscher in den Intendanzen der Darstellenden Künste, die TdZ-Redakteur Michael Helbing kritisch so beleuchtet, dass sicher nicht das Auszählen von Führungspositionen im Theater allein ausreicht. Es geht um mehr.

Das in diesem Heft mit eigens be­auftragten Autoren für TdZ erarbeitete Material zum Heidelberger ¡Adelante!-Festival kann da den Blick weiten. „Was in Lateinamerika passiert, betrifft auch unsere Lebensrealitäten, das sollten wir nicht vergessen“, sagt der Festival-Intendant Holger Schultze im Gespräch zum Schwerpunkt. Es geht um tatsächlich vielmehr. Um die ganze Welt des Theaters.

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