Theater der Zeit

Essay

Zur Flüchtigkeit von Aufführungen

von Erika Fischer-Lichte

Erschienen in: DAS FLÜCHTIGE GESTALTEN – 30 Jahre Bayerische Theaterakademie August Everding (11/2023)

Assoziationen: Wissenschaft

Nach dem Ende einer Aufführung bleiben den Zuschauer:innen nur ihre Erinnerungen an sie zurück. Ich bilde mir ein, noch heute die Gesten von Gustaf Gründgens als König Philipp in seiner Inszenierung des Don Carlos am Hamburger Schauspielhaus (1962) zu sehen. Ich meine, mich an die Betonung bestimmter Sätze zu erinnern, die er als Mephisto an der Seite von Will Quadflieg in seiner berühmten Inszenierung des Faust I (1957) sprach. Beide Inszenierungen habe ich viele Male gesehen. Auch wenn die Aufführungen längst nicht mehr existieren, vermögen sie lange Zeit in den Zuschauenden nachzuwirken. Natürlich lassen sich Inszenierungen in Filmen dokumentieren – Gründgens’ Faust-Inszenierung etwa ist in einen Film eingeflossen, der viele Jahre lang in Kino und Fernsehen das Bild vom Theater der Nachkriegszeit prägte.1 Zugleich fehlt diesen Dokumentationen das, was das Theater ausmacht: die leiblichen Ko-Präsenz von Darstellenden und Zuschauenden. Erst aus ihrem Zusammenkommen in einem geteilten Hier und Jetzt entsteht eine Aufführung. Die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit dieses Prozesses ist für ihn konstitutiv.

Das Theater als Kunst der Aufführung unterscheidet sich damit durchaus von anderen Künsten: Schauspieler:innen, Sänger:innen oder Performer:innen bringen kein „Werk“ hervor, das am Ende ihrer ­Tätigkeit – also nach der Aufführung – unabhängig von ihnen vorliegt. Vielmehr...

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