Auftritt
Theater Plauen-Zwickau: Eher freundliche Mitmenschen als Zeitgeist-Alarm
„Zinnwald“ von Christian Martin (UA) – Regie Hannes Hametner, Bühne und Kostüme Giovanni de Paulis, Musik Sebastian Undisz
von Michael Bartsch
Assoziationen: Theaterkritiken Sachsen Theater Plauen-Zwickau
Die Lektüre des in TdZ 4/23 abgedruckten Stücktextes weckte Erwartungen an eine resignierte, bittere, ins Makabre tendierende Inszenierung. Spiegelte der Duktus des Auftragswerkes doch eine Zeit, in der zwölf Jahre nach dem Mauerfall viele Hoffnungen „schnell in sich zusammengefallen waren“, wie Autor Christian Martin im Vorgespräch sagte. Desillusionierung, Orientierungslosigkeit und innere Leere vermittelt bei der Bühnenumsetzung indessen eher das karge Bühnenbild als die Figurenführung und ihre Anlage.
Kostüm- und Bühnenbildner Giovanni de Paulis benötigt nicht viel mehr als einen Vorhang, der die Bühne über die gesamte Breite teilt und dahinterliegende wechselnde Gemächer freigibt. Einige Stühle, ein Pissbecken, ein Kleiderkoffer und ein Mikrofonständer genügen. Drei auf der Drehbühne kreisende Betten oder eine Wand mit drei Türen bilden schon das Maximum an Aufwand. Hinter diesen Türen finden dann diskret die „Paarungen“ des Schlussabschnitts statt. Diese wenigen Marken lassen das immerhin dreizehnköpfige Personarium im Raum etwas verloren agieren. Und vermutlich gewollt kommt bei diesem sterilen Ambiente auch in den Massenszenen keine Partystimmung auf.
Die aber soll eigentlich zünden in dieser Walpurgisnacht. Rosa, der Rosalind aus Shakespeares „Wie es euch gefällt“ entlehnt, hat noch einmal eingeladen in ihr von Insolvenz bedrohtes Hotelrestaurant. Es mutet angesichts der finalen Situation zynisch an, wenn dieses auf dem...
Erschienen am 9.6.2023
