Die Berliner Bühnen sind geschlossen. Das heißt, nicht alle. Es spielen das Staatliche Schauspielhaus und die Staatsoper, die bereits früher eine von der Schauspielergenossenschaft geforderte Mindestgage bewilligt hatten, es spielt die Komische Oper, wo eine Revue mit Leuten vom Kabarett aufgeführt wird, es spielt das Theater Grand Guignol Rampe, das ebenfalls auf Grund einer Kabarettkonzession arbeitet und dessen Direktorin Rosa Valetti ihre Räume den Streikenden für Nachmittagsvorstellungen zur Verfügung gestellt hat, und das proletarische Zentral-Theater spielt Romain Rollands Drama »Die Zeit kommt« in Nachmittagsvorstellungen, deren Bruttoertrag für die Schauspielerorganisation bestimmt ist.
Bei den großen Stars erkundigte man sich gestern erst einmal, was für einen Standpunkt sie einnehmen würden. Fritzi Massari, deren Darstellung in der Operette »Madame Pompadour« noch heute zu den größten künstlerischen Leistungen des Berliner Theaterlebens gehört, erklärte sich solidarisch mit den Streikenden, obwohl sie eigentlich Unternehmerin der Stücke ist, in denen sie spielt. Auch Max Pallenberg, der noch am Sonnabend trotz des Streiks Schulter an Schulter mit dem Verwaltungsdirektor, dem Dramaturgen Dr. Franz Blei und einigen eingesprungenen Dilettanten Molnärs »Liliom« spielte, ließ jetzt die Arbeit ruhen. Auch Wegener erklärte, er wolle während des Streiks in keinem Theater spielen – er habe sowieso genug zu tun im Film. Lediglich...