Die öffentliche Storchzählung beginnt in dem Ort Zollbrücke im Oderbruch erst in diesem Jahrtausend. Sie verzeichnet kontinuierliche Zuwächse, wie auf einer Tafel in dem kleinen Ort im Schatten des Oderdeichs zu entnehmen ist. Noch vor den hier vermerkten Störchen kamen der Musiker Tobias Morgenstern und der Schauspieler Thomas Rühmann und gründeten das Theater am Rand. Es wurde berühmt, weil man hier Austritt statt Eintritt zahlt.
„Hier merkt’s keiner“ – das war der Satz, der die Gründungsstimmung an der Oder vor zwanzig Jahren prägte, erinnert sich Almut Undisz, Frau der ersten Stunde und mittlerweile Geschäftsführerin des Theaters am Rand. „Gründung kann man das eigentlich gar nicht nennen. Es ist einfach passiert“, wirft Tobias Morgenstern ein, einer der beiden Gründer, nein: Geschehenlasser hier kurz vor dem Deich. Passiert ist dieses Theater, weil Morgenstern und Rühmann gemeinsam ein Stück entwickelt hatten. „Wort und Musik gleichberechtigt, beides miteinander und ineinander verflochten“, wie Morgenstern die Arbeitsweise beschreibt. Das Problem: Die Worte stammten aus einem Roman. Und die Rechte waren nicht zu bekommen. Gespielt haben die beiden trotzdem. In der Stube des Hauses des einstigen Zimmermanns von Zollbrücke, vor Freunden und Bekannten. In der bangen Hoffnung, hier merke es doch keiner.
Unbemerkt ist das Theater trotz...