Probe aufs Exempel
Über den Topos der Probe im künstlerischen Film
von Sabeth Buchmann
Erschienen in: Recherchen 91: Die andere Szene – Theaterarbeit und Theaterproben im Dokumentarfilm (07/2014)
Theater goes Kunst goes Kino
In der Betrachtung der Wechselbeziehung von Kunst und Kino darf das Theater nicht fehlen: Der in der Bildenden Kunst lange Zeit mit einem Bann belegte Gestus des Theatralen hat gerade in jenen künstlerischen Filmen Konjunktur, die die Schnittstellen von sozialen und medialen Rolleninszenierungen zum Gegenstand haben. Auffällig ist in diesem Zusammenhang eine besondere Affinität zum Topos der Probe, scheint dieser doch dazu angetan, die Entdifferenzierung von realen und fiktiven Rollen und Handlungen aufzuzeigen und voranzutreiben. Die Probe tritt dabei als eine gleichermaßen improvisierte und inszenierte Form des Making of wie als eine biopolitisch aufgeladene Modellsituation in Erscheinung, in der die Einübung sozio-medialer Identitäten im Kontext herrschender Macht- und Hierarchieverhältnisse anschaulich werden soll. Darüber hinaus bietet die Probe ein ideales „Darstellungsmedium für künstlerisches Schaffen“,1 mithin ein Aushandlungsfeld für die Definition von Werk und Autorschaft, vor allem im Hinblick auf die Spannung zwischen individuellen und kollektiven bzw. kollaborativen Produktionsformen. In diesem Kontext stellt sich vor allem die gefilmte Probe als eine (medien-)spezifische Perspektive auf sich verändernde und ausdifferenzierende Organisations- und Darstellungsformen künstlerischer Arbeit dar: Gedacht als Werkkritik, ist die dargestellte Probe dazu angetan, fragwürdig erscheinende Normen und Konventionen qua expliziter Thematisierung von Produktionsbedingungen, die für...