Geografisch mögen das Market Theatre von Johannesburg und das South African State Theatre in Pretoria nur rund sechzig Kilometer auseinander liegen, in der Zeit der Apartheid lagen jedoch Welten zwischen ihnen, was Ideologie, Publikum und Programm anging. Seit seiner Gründung 1976 verkörperte das Market Theatre den Traum einer sozialpolitischen Utopie, einer demokratischen, multiethnischen Gesellschaft. Es wurde 1976 von einer idealistischen Gruppe von Künstlern gegründet, die die Eröffnung just für den 16. Juni 1976 vorbereiteten, als in Soweto die Aufstände begannen. Der alte Obst- und Gemüsemarkt von Johannesburg wurde zum Drehkreuz, an dem künstlerische Visionen und politische Überzeugungen gehandelt und umgesetzt wurden und sich ein eigenes Genre des Workshop-Theaters herausbildete. Die beiden Gründer, der Schauspielregisseur und Dramatiker Barney Simon und der Theaterleiter und Intendant Mannie Manim (ein früherer Intendant der staatlich geförderten PACT English Drama Com pany), traten mit einer Gruppe gleichgesinnter Südafrikaner an, in kreativschöpferischer Weise die repressiven Normen und Gesetze des Apartheidregimes zu überwinden. In ihrem neuen Zuhause machte die Truppe, die in ihren Anfängen noch in Schaufenstern, Hotels und auf kleinen Bühnen aufgetreten war, Theater, das nicht nur das kritische Bewusstsein der Zuschauer ansprach. Es wusste auch mit einer Kunst zu bereichern, die der Welt südafrikanische Stimmen und...