ZUSAMMENFASSUNG
In diesem Essay möchte ich dem Nachdenken über Dinge in der Performance eine neue Dimension hinzufügen und sie direkt mit der Perspektive des transformativen Materialismus verbinden. Meine Hypothese lautet wie folgt: Um die hegemonische Ökonomie des Performance-Kapitalismus hinter sich zu lassen, muss zeitgenössische Performance die allgemeine Ökonomie der Dinge erneut aufschließen, deren Gefüge neu formieren und zusammensetzen. Aber was bedeutet ein ›Ding‹ eigentlich? Und warum sollte ein Ding performen? Und was ist unter einer Gemeinschaft von Dingen zu verstehen?
Zunächst zur Frage: Was wollen die Dinge?
DER WENDEPUNKT DER DINGE
Zeitgenössische Performance ist besessen von Dingen – von Dingen, die performen oder behaupten zu performen. Der zeitgenössische Diskurs über Performance wiederum ist von der auratischen Präsenz der Dinge fasziniert und lässt sich seinerseits vom irrationalen Glauben in Besitz nehmen, Performance könne der Raum für diese – ästhetische, philosophische, politische – Wende sein.
Tatsächlich bemühen sich jüngste kritische Aussagen um eine Verknüpfung besagter Tendenzen im zeitgenössischen Tanz und in der zeitgenössischen Performance mit einer zeitgenössischen Richtung in der Philosophie, der sogenannten objektorientierten Ontologie1. Diese ist vom Versuch bestimmt, die Kant’sche Idee zu unterminieren, indem eine Übereinstimmung von Erkenntnisobjekten und menschlichem Geist und somit von Existenz und Sein,...