Auftritt
Lichthoftheater Hamburg: Das Schweigen der Bilder
„Studie von G. Anschütz, Dolomiten 1943“ von Marie Simons, Nikolaus Kockel, Dennis Dieter Kopp, Angela Queins und Nora Schön – Regie Marie Simons, Bühne Nikolaus Kockel, Kostüm Angela Queins, Performance, Zeichnungen Nora Schön
von Peter Sampel
Assoziationen: Hamburg Theaterkritiken LICHTHOF Theater
Es ist eine zumeist unausgesprochene Frage, die über so vielen deutschen Familien lauert: Was war die Rolle der (Ur-)Großeltern zur Zeit des Nationalsozialismus? Welche politische Haltung haben sie vertreten? Haben sie das System unterstützt oder waren sie sogar Mittäter:innen bei dessen Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Rein rechnerisch betrachtet werden viele Personen Verwandte haben, die nationalsozialistisches Gedankengut mitgetragen haben, aber selbstverständlich würden das die Wenigsten heute noch zugeben. Welche Folgen aber Erkenntnisse über die Nazi-Vergangenheit der eigenen Vorfahren haben können, steht im Zentrum von „Studie von G. Anschütz, Dolomiten 1943“, einer Theaterperformance mit Bühnencomic, die das Team rund um Marie Simons im Hamburger Lichthoftheater auf die Bühne gebracht hat und in der sich Dennis Dieter Kopp in einer Soloperformance auf die Suche nach der eigenen Familiengeschichte und die Auswirkung auf die eigene queere Identität begibt.
Es geht los mit Heintjes Schlagersong „Oma so lieb“. Dennis Dieter Kopp – in weißer höfischer Kleidung – posiert vor der allmählich erscheinenden projizierten Anrichte der Großmutter, über die ganz entfremdet nur mit Vornamen und nicht mit „Oma“ gesprochen wird. Auf der Anrichte sind Bilder von einem Soldaten zu sehen, „Opa Günter“ – wie Dennis nach dem Bruch der Vierten Wand erzählt – Dennis‘ Großvater, über...
Erschienen am 8.11.2023
