Auftritt
Theater Heilbronn: Die Mauer der Unmenschlichkeit
„Gott wartet an der Haltestelle“ von Maya Arad Yasur unter Verwendung von: „Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten“ – Regie und Bühne Hans-Ulrich Becker, Kostüme Kirsten Dephoff, Video Nikolai Stiefvater
von Elisabeth Maier
Assoziationen: Baden-Württemberg Theaterkritiken Theater Heilbronn
.JPG&w=3840&q=75)
Auf der Bühne verstreut liegen Kleidungsstücke. Es sieht aus wie nach einem Bombeneinschlag. In jeder Hose, jedem Kleid und jedem Hemd steckt eine Erinnerung. Das hat einmal ein Mensch getragen. Zwischen Blöcken und Barrieren aus Beton bewegen sich die Schauspieler:innen. Vorsichtig streifen sie die Stücke über. Mit diesem starken Bild beginnt Maya Arad Yasurs Drama „Gott wartet an der Haltestelle“. Hans-Ulrich Becker hat das Drama, das die israelische Theaterautorin 2014 schrieb, am Theater Heilbronn inszeniert. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Stoff eine neue, eine schreckliche Aktualität. Seitdem tobt ein brutaler Krieg im Nahen Osten. Beckers sensible Regiearbeit lenkt den Blick auf die Anfänge der Gewalt. Ihn interessiert der Krieg in den Köpfen.
In dem Drama treffen eine palästinensische Krankenschwester und eine israelische Soldatin aufeinander. An einem Grenzposten zwischen Israel und dem Westjordanland entlädt sich nackter Hass. In ihrer starken, poetischen Sprache zeichnet Maya Arad Yasur die Gräben zwischen diesen Menschen, die nicht zu überwinden sind. Zur Premiere im Heilbronner Schauspielhaus reiste die Künstlerin aus Tel Aviv an. Nach dem Terroranschlag steht sie unter Schock. Ihre starken Gefühle reflektiert sie in einem Text, der die Sprachlosigkeit überwinden will. „Wie man nach einem Massaker...
Erschienen am 18.1.2024
