Auftritt
Anhaltisches Theater Dessau: Ewiges körperloses Grundrauschen
„Am Rande des Orbits“ von Nora Deetje Leggemann (UA) – Regie Sahar Rezaei, Bühne und Kostüme Viviane Niebling, Musik Sara Trawöger, Video Aileen Krause
von Lina Wölfel
Assoziationen: Sachsen-Anhalt Theaterkritiken Anhaltisches Theater Dessau
Ein schriller, glitchiger Sound. Monoton, aber beständig. Blau-lilanfarbenes Licht legt sich über die geradezu steril wirkende Bühnenfläche. Drei schlichte Stühle am Rand. In der Mitte eine weiße, Iglo-ähnliche Formation, der Boden ist mit schwarzem Latex ausgelegt. Darin spiegelt und bricht sich das Licht. Wirft unheimliche Schatten, eine kühle, bedrohliche Atmosphäre. Konträr wirken dazu die fast heimeligen Projektionen auf den drei Bildschirmen im Hintergrund. Weinrote Blätter, die sich im Wind wiegen, eine von ihnen fallen ab, tanzen kurz umher. Der Himmel ist grau, aber hell, wie durch Milchglas gefiltert leuchten die Farben umso intensiver. Die Musik bäumt sich einige Male auf, wie eine Straßenbahn, die vorbeifährt, nur um wieder zu verschwinden. Auftritt einer Person mit Vogelmaske. Ein harter Schlag auf eine elektronische Drum. Bruch.
Anja Bothe streift sich die Vogelmaske ab. Läuft hektisch über den Bühnenraum. Sucht unter einem Stuhl. „Hier ist es nicht“, hinter dem Iglo, „Hier auch nicht“, in ihrer Hose. „Es muss doch irgendwo sein“. Bis Resignation, Panik und Zweifel auf einmal einsetzen: „Er hätte es mir gesagt, oder?“. Es geht um ein Kondom. Ein Kondom, das nach dem Geschlechtsverkehr verschwunden ist. Ob ihr Sexualpartner das Kondom absichtlich abgezogen hat, es aus Versehen abgerutscht ist und er es...
Erschienen am 22.11.2023
