Große Bäume spenden Schatten
Aktuelles Theater in Kamerun
Erschienen in: Recherchen 77: Theater südlich der Sahara – Theatre in Sub-Saharan Africa (06/2010)
Kamerun erholt sich derzeit sehr langsam von den verheerenden Auswirkungen einer Wirtschaftskrise, die Theater in Fischgeschäfte, Supermärkte und Getränkedepots verwandelte. Der im Zuge der Krise erfolgte Rückzug von Sponsoren und Mäzenen brachte die Theatermacher in Schwierigkeiten oder endete sogar damit, dass sie auf der Straße landeten. So muss die dramatische Kunst nun mit dem Schatten großer Bäume, mit den Räumen verlassener Wohngebäude sowie mit den Gärten derer vorlieb nehmen, die sich ein Interesse am Theater leisten können – was eine erstaunlich inspirierende Schauspielkunst hervorbringt.
Die 1980er Jahre waren ein goldenes Zeitalter für das Theater in Kamerun; für international bekannte Dramatiker wie Guillaume Oyono-Mbia, René Philombe, Pabe Mongo, Raymond Ekossono, Marie Claire Dati Sabze; für beliebte Regisseure, Schauspieler und Theaterkompanien, die weltweit zu Festivals eingeladen wurden. Auch die nötige Infrastruktur war vorhanden: Es gab zahlreiche Theatersäle, selbst in den ärmsten Stadtteilen und in schulischen Einrichtungen. Damals wurden in Yaoundé und Douala, der politischen bzw. der wirtschaftlichen Hauptstadt, jeden Freitag und Samstag vier Produktionen vor größerem Publikum aufgeführt. Die Theatertruppen wurden von Sponsoren und Mäzenen unterstützt, der Staat kümmerte sich um die Organisation von Festivals.
Dann kam die Wirtschaftskrise. Sie traf die afrikanischen Länder südlich der Sahara zwischen 1986 und 1998 besonders...