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Übers Wasser gehen
Die Schlossmediale Werdenberg zeigt Wandelkonzerte, Miniopern und ein Cage-Reenactment von Rimini Protokoll mit Flüchtlingen aus Athen
Erschienen in: Theater der Zeit: Fuck off (09/2015)
In der Ostschweiz, ganz nah bei Liechtenstein und Österreich, also im Dreiländereck des Kantons St. Gallen, liegt Werdenberg. Der Ort am Ufer eines malerischen Sees nennt sich stolz das kleinste Städtli der Schweiz. Hoch oben thront die 800 Jahre alte Burg Werdenberg. Dort steigt jährlich um Pfingsten ein feines, eigenwilliges, hochkarätiges, kurz: sensationelles Festival für Alte Musik, Neue Musik und Audiovisuelle Kunst – die Schlossmediale Werdenberg. Sensationell deshalb, weil das Programm unter der künstlerischen Leitung von Mirella Weingarten auch jetzt wieder, im vierten Jahr, einen spartenübergreifenden und außergewöhnlich innovativen Weitblick eröffnet, wie er manch größeren, allseits hochgejubelten Festivals nur zu wünschen wäre.
„Randerscheinung“ war das Thema 2015, was gut passte, denn was charakterisieren Randerscheinungen in der Regel? Sie wachsen abseits des Metropolenlärms, werden häufig unterschätzt, gedeihen in der Stille. Und doch gelingt es häufig gerade an dieser sogenannten Peripherie, über Grenzen und Genres, Räume und Zeiten hinwegzublicken. 50 Künstler bestritten das zehntägige Programm, bei dem schon der Auftakt, ein Wandelkonzert mit dem Early Bird Ensemble, ein Erlebnis der besonderen Art bot: Alte und Neue Musik werden hier im Schloss treppauf, treppab vom Publikum erwandert – von der Halle unten über die Ritterstube bis hinauf zum Dachboden und wieder zurück. Klangwelten...