Will man zum Hallenser Gasometer gelangen, ist eine Möglichkeit, von der Straßenbahnhaltestelle Saline aus dort hinzuschlendern. Der Weg ist nicht weit und er lohnt sich, denn er erzählt sehr viel. Am Saaleufer entlang führt er vorbei an einem klotzigen Zweckbau, der neben einem Möbeldiscounter auch ein Existenzgründerinstitut beherbergt. Kurz danach geht es unter einer Brücke hindurch, an der das hübsche Graffito „Utopien vermeiden!“ prangt und über die dumpf der Verkehr der B 80 dröhnt. Lässt man dann noch ein paar malerisch verrottende Industriebauten rechts liegen, eröffnet sich schließlich nicht nur der Blick auf das Ziel, den Gasometer, sondern auch auf einen Werksschornstein, der zwar schon lange nicht mehr raucht, dafür aber die Gegend mit großem VW-Logo überstrahlt.
Vergangenheit und Gegenwartsbehauptung, die Ruinen einer Stadt- und Industriegeschichte und der Dornröschenschlaf der Utopie: Es ist ein geradezu programmatisches Ambiente für das mit „Industriegebietskinder“ überschriebene Theaterfestival, das vom 29. Mai bis zum 7. Juni 2015 als Kooperation des Thalia Theater Halle mit dem Kinder- und Jugendtheater Bochum und dem Theater Strahl Berlin stattfand.
Das ökonomische Sterben einer Region und die Folgen für die Menschen, die dort leben, sind die thematische Klammer. Drei Stücke, Profis und Amateure auf der Bühne vereinend, bilden die Schwerpunkte:...