Theater der Zeit

Recherchen 127

Darstellende Künste im öffentlichen Raum

Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen

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Vorwort

Der öffentliche Raum – eine Bühne von 360 Grad Der öffentliche Raum hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit von vielen Künstlern erhalten, sowohl in den theoretischen Diskursen als auch in Auseinandersetzungen um die künstlerische Praxis. Bildende und darstellende Kunst, Performance- oder Installationskunst haben ihn als Schaffensfeld und Arbeitsraum entdeckt. Das Theater im öffentlichen Raum nutzt diesen seit jeher als Bühne. Es ist die Form des Theaters, die sich gezielt in städtisches Leben einbringt: Plätze im öffentlichen Raum werden in ganz besondere Bühnen verwandelt und damit auch in einen neuen Bedeutungszusammenhang für die Menschen vor Ort gebracht. Eine Vorstellung im öffentlichen Raum ist eine künstlerische Unterbrechung des Alltags, ein „Überfall“ auf das Alltagsleben mittels Kunst. Der im Jahr 2007 veröffentlichte …

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Unort-Projekte

Vom Unort zur Verunortung

Bei dem 2010 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz abgeschlossenen Projekt „Unorte. Spielarten einer verlorenen Verortung“1handelte es sich um den Versuch, den Begriff Unort über kulturtheoretische Ansätze anders zu fassen als …

von Matthias Däumer

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Lost Campus

Ziel des Projekts Der im Winter 2012 entdeckte Unort war ein verlassenes Gelände einer ehemaligen Zimmerei in Münster, die im Zweiten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager für 25 russische Gefangene betrieben hatte. …

von Theater Titanick

Gelöschte Wunden im Aasee

I Aus der Münsteraner Altstadt kommend schaut man nicht, wie Reiseführer es versprechen, direkt auf den wunderschönen Aasee. Seit acht Tagen verweigert Theater Titanick den Münsteranern und Touristen diesen Blick. …

von Matthias Däumer

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Exodus

Ziel des Projekts Armdicke Birken hatten sich durch die Pflasterung gebrochen, eingeschlagene Fensterflügel klapperten im Wind, marode Regenrinnen liefen über. Der Regisseur Jens-Erwin Siemssen hatte die alte Kaserne in Emden …

von Das letzte Kleinod

Das Schiff, eine Kaserne

I Das Publikum sitzt auf einer Tribüne gegenüber der Fassade eines seit rund 15 Jahren leerstehenden Kasernengebäudes, im Rücken der Hof, umgeben von weiteren wuchtigen Militärbauten. Das aufwendige Programmheft informiert …

von Matthias Däumer

Dachau//Prozesse

Ziel des Projekts Das Projekt hatte zum Ziel, mit der ehemaligen SS-Garnison des KZ Dachau, heute Standort der Bayerischen Bereitschaftspolizei, einen Unort aus der zeitgeschichtlichen Topografie Dachaus zu erobern. Mit …

von Freies Theaterteam Karen Breece

Blankenburg

Ziel des Projekts Das Dominikanerkloster Blankenburg gehört zu den historisch verstörendsten Orten im Oldenburger Raum und war seit dem 13. Jahrhundert Ort der Exklusion und Isolation für die Stadt. Es …

von werkgruppe2

Verdrängte Grausamkeiten

I Die Geschichte Blankenburgs, erbaut Ende des 13. Jahrhunderts als Dominikanerinnenkloster, ist eine Geschichte des Ausschlusses. Viele ungeliebte Minderheiten mussten hier „residieren“: anfangs Nonnen, von denen man bei manch einer …

von Matthias Däumer

Second Splash

Ziel des Projekts Das Schwimmbecken ist leer. Es gibt kein Wasser an einem Ort, der durch Wasser eine öffentliche Nutzung erfahren hat. Springt man jetzt ins Wasserbecken, gibt es einen …

von Irina Pauls

Tanzen und Träumen im Schwimmbecken

I Mit der größten konzeptionellen Abweichung von der ursprünglichen Grundidee der Tanz-Theater-Inszenierung Second Splash möchte ich einsetzen: Die historische Frauenhalle des Leipziger Stadtbads von 1916, deren öde Leere und zunehmende …

von Matthias Däumer

Bonnkrott – Eine Stadt tanzt

Ziel des Projekts Bonner Loch wird der in den 1970er Jahren umgestaltete Vorplatz vom Hauptbahnhof Bonn genannt, weil Ausdrücke wie „Schandfleck“, „Drogenparadies“, „Alki-Abschaum-Areal“ ohnehin durch die Realität getoppt werden. Bonner …

von bodytalk

(Sehn-)Süchte im Klanggrund

I Die Ex-Hauptstadt hat ein Problem. Und ganz im Stile des finalen Jahrzehnts der kohlgewichtigen Hauptstadtgröße reagiert sie: Sie verbietet es! Mit den Handzetteln und Presseinformationen kursieren am Bonner Loch …

von Matthias Däumer

Das Zentrum lebt!

Ziel des Projekts Ladenlokal, Marktstraße 67 – hier eröffneten wir in einem „Leerstand”, der ehemaligen Boutique Karin’s Mode, eine temporäre Spielstätte, in der wir zwei Monate lang rund um die …

von Ender/Kolosko

Marktstrasse, waz wirret dier?

I In Oberhausen liegt jenseits des Randes die Neue Mitte, das CentrO, eine riesige Shopping-Mall auf dem Gelände der ehemaligen Gutehoffnungshütte, in der Nähe des Gasometers (für Kulturbegeisterte) und angereichert …

von Matthias Däumer

Partyservice Mythos

I.1 (Matthias Däumer) Treffpunkt ist das Forum Freies Theater (FFT) im Düsseldorfer Stadtteil Friedrichstadt, ein Viertel geprägt vom Grau und der ästhetischen Haltlosigkeit pragmatischer 1960er-Jahre-Architektur. Am FFT steht ein Stand, …

von Günter Jeschonnek und Matthias Däumer

Rettungsschirme

Also es gibt Rassismus in jeder Gesellschaft, in der Türkei auch gibt es einen starken Rassismus gegen Andere, gegen Kurden, gegen die Migranten, in den letzten Jahren haben wir auch …

von The Working Partys

Rettung in einer handvoll Erde

I Die Performance gründet auf Interviews, die Benno Plassmann und Nathalie Sensevy mit sieben Personen mit Migrationshintergrund aufgenommen haben. Das Audiomaterial wurde geschnitten und thematisch geordnet und wird entlang eines …

von Matthias Däumer

Expedition Thälmannpark

Ziel des Projekts Das 1985 entstandene Wohngebiet Ernst-Thälmann-Park befindet sich im Berliner Prenzlauer Berg. Mehr als zweitausend Menschen wohnen dort. In der einstigen Mustersiedlung der DDR fühlen sich heute viele …

von Theater Anu

Thälmann at the gates of dawn

I Wildwest im Thälmannpark heißt der Dokumentarfilm von Kathrin Rothe,1 die von Januar 2013 an über ein Jahr hinweg den Widerstand der alteingesessenen Thälmann-Park-Bewohner gegen die Inanspruchnahme des Gebiets durch …

von Matthias Däumer

Gräsertheater

Das Gräsertheater hängt direkt mit seinem Ort zusammen: dem ehemaligen Exerzierplatz der Kaiser-Wilhelm-Kaserne in Mannheim. Dieser von Kastanienbäumen und imposanten Sandsteingebäuden eingerahmte, 15 000 Quadratmeter große Platz hat selbst als …

von Anna Peschke und Uwe Lehr

Musikalische Poesie im Garten

I Das Turley Areal war bis in die 2000er Jahre eine amerikanische Militärbaracke und u. a. ein Standort der University of Maryland. Auf einem mehr als 13 Hektar großen Gebiet …

von Matthias Däumer

Zum goldenen Leben

Ziel des Projekts Im Sommer 2014 führte Futur3 das Projekt Zum Goldenen Leben auf einer besetzten Stadtbrache in Köln durch. Die Performer verfolgten den alten Traum auszusteigen. Dafür begaben sie …

von Futur3

Mit dem Bollerwagen in die Utopie

I Am Gittertor zum Gelände hängt ein Schild: „Bitte Tor geschlossen halten“. Gewöhnlich, denkt man, sich zunächst auf genauso bekanntem wie unliebsamen Schrebergarten-Terrain vermutend. Doch der Satz geht weiter: „wegen …

von Matthias Däumer

Zeit heilt alle Stunden

Ziel des Projekts Die alten Zollhallen auf dem Gelände des Güterbahnhofs Nord in Freiburg: Das ganze Areal des Gütebahnhofs Nord befindet sich im Besitz der Immobiliengruppe Aurelis, die wiederum zu …

von Aktionstheater PAN.OPTIKUM

Super 8 und Schmonzetten

I.1 (Matthias Däumer) Auf dem Gelände einer einstigen Drahtzieherei, dem heutigen Kulturzentrum von Lengerich, stehen zwei Frachtcontainer, zwischen ihnen gespannt eine überdachte Leinwand. Dort werden für Wunderblock seit einer Woche …

von Matthias Däumer

ID-clash

Ziel des Projekts Thema des Projekts ist Transidentität mit Blick sowohl auf individuelle wie gesellschaftliche Dimensionen. ID-clash stellt die Ausschließlichkeit der geschlechtlichen Zweiteilung in männlich und weiblich in Frage und …

von Angie Hiesl + Roland Kaiser und Roland Kaiser

Zersetzung der Zuchtzonen

I Abseits des Kölner Zentrums gelegen ruht eine Gärtnerei. Angrenzend an die Parkanlage des Deutzer Friedhofs (inklusive monotoner Gräberreihen), unweit der gemütlichen Schrebergärten mit ihrem Gepränge von Gartenzwergen (inklusive steil …

von Matthias Däumer

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Internationales Symposium

Begrüßung

Guten Abend, meine Damen und Herren, sehr geehrte Beteiligte und sehr geehrte Gäste dieses Symposiums Darstellende Künste im öffentlichen Raum. Im Namen des Fonds Darstellende Künste und seiner 15 Mitgliedsverbände …

von Ilka Schmalbauch

Begrüßung

Guten Abend, liebe Gäste. Als Performerin des Theaters Titanick bin ich zugleich die erste Vorsitzende vom Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum. Für mich als Australierin ist es eine Ehre, einen …

von Clair Howells

Grußwort

Guten Abend. Theater im öffentlichen Raum, das ist dann wohl so etwas wie Fortsetzung der Bundestagsdebatten mit anderen Mitteln. Insofern war es dann schon mal relativ naheliegend, dass mit so …

von Rüdiger Kruse

Begrüßung

Vielen Dank beiden Impulsreferenten, Walter Grasskamp und Harald Welzer. Ihre Lust zur Provokation ist anregend. Ich begrüße Sie auch ganz herzlich hier in Berlin, im Pfefferberg-Theater, diesem neuen Kleinod von …

von Günter Jeschonnek

Begrüßung

Auch noch mal von unserer Seite: Herzlich willkommen im Pfefferberg Theater, in Berlin-Prenzlauer Berg. Der Pfefferberg war lange Zeit ein Unort und in gewisser Weise ist er es immer noch. …

von Ingo Woesner

Begrüßung

So, liebe Kollegen, Freunde, Anwesende. Ich bin beauftragt, hier den Schlussimpuls zu setzen. Nach den spannenden Einführungen sind mein Bruder und ich zu der Auffassung gelangt, dass dieser Schlussimpuls ein …

von Ralph Woesner

Erstes Podium

Welche Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, um wirksames und gesellschaftlich relevantes Theater aller Sparten der darstellenden Künste im öffentlichen Raum zu ermöglichen?

Günter Jeschonnek: Nach dieser kompakten und vielfältigen Präsentation der 18 Projekte beginnen wir mit dem ersten Impulsreferat von Stefan Behr, den ich sehr herzlich begrüße. Für den zweiten Vortrag hatte …

von Günter Jeschonnek, Rainer Heller, Daniela Koss, Ulf Großmann, Bernadette Spinnen, Gerhard Baral, Stefan Behr, Anne Maase und Oliver Scheytt

Zweites Podium

Drittes Podium

Wechselbeziehungen von künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum und Veränderungsprozessen der Zivilgesellschaft, der Stadtentwicklung und des ländlichen Raums

IMPULS – Die Selbsterfindung einer Stadt Oliver Behnecke1: Mit folgendem Impuls möchte ich versuchen, einen neuen Stellenwert von Kulturarbeit im Rahmen von Stadtentwicklung bewusst zu machen. Gerade meine Erfahrungen mit …

von Friedrich von Borries, Günter Jeschonnek, Benjamin Foerster-Baldenius, Frauke Surmann, Jens Imorde, Katja Drews, Jörg Wagner und Oliver Behnecke

Viertes Podium

Neue Handlungsfelder, Strategien und Perspektiven der dar stellenden Künste im öffentlichen Raum

Günter Jeschonnek: Nach Ihrer Mittagspause kündige ich Ihnen mit den beiden Impulsvorträgen gleich zweimal unorthodoxe Theorie an, aber nicht losgelöst von der Praxis. Heinz Schütz aus München, der seit Mitte …

von Bernard Fleury, Günter Jeschonnek, Angie Hiesl + Roland Kaiser, Katja Aßmann, Sigrun Fritsch, Hilke Marit Berger, Clair Howells, Thomas Kaestle, Uwe Köhler, Werner Schrempf, Heinz Schütz, Jean-Marie Songy, Georg Winter, Ingo Woesner und Ralph Woesner

Diskurs

Creative Spacing

Die Performativität des sozialen Raums und die Transformationspotenziale darstellender Künste im öffentlichen Raum

von Katja Drews

Anhang

Autorinnen und Autoren

Katja Aßmann ist Architektin und Kuratorin und seit Anfang 2012 die künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr sowie seit 2016 Direktorin des Zentrums für Kunst und öffentlichen Raum in Berlin. …

Genese und Danksagung

Die Überlegung, ein komplexes Buch zu dieser fragilen Kunstsparte und deren Transformationen im öffentlichen Raum herauszugeben, entstand im Kontext des im März 2015 durchgeführten internationalen Symposiums in Berlin. Als Leiter …

von Günter Jeschonnek