Elf Buchsbäume à 50 Zentimeter, jeweils einen Fuß voneinander entfernt. Rechts ein Haus, links ein Haus, darin rechts die Tür, ein Fenster links. Reihen, Reihen, Reihen. Katastrophal, wenn da mal was durcheinandergerät. My home is my castle. Daher also diese Hecke, akkurat in Formation wie eine Armee. Gute Zäune machen gute Nachbarn. Diesen Satz von Robert Frost, Lieblingsfloskel Ariel Scharons zum Bau der israelischen Mauer, erklären auch die Protagonisten in Philipp Löhles neuestem Stück „Wir sind keine Barbaren!“ zum Maßstab. Einziger Rechenfehler: Der Zaun ist zu klein. So dass man eben doch sieht, was beim Nachbarn so vor sich und vor allem: ein und aus geht. Linda: „Die haben den reingelassen?“ Allgemeines Entsetzen. Paul deshalb zu Mario, im Sinne der Zauntheorie: „Guck mal.“ Gewichtige Pause. „Es gibt 500 Millionen Europäer und zwei Milliarden Afrikaner. In zehn Jahren“ – wieder Pause – „gibt es 700 Millionen Europäer und fünf Milliarden Afrikaner. Verstehst du?“
In der Schweiz wird derzeit viel über Zahlen geredet. Zahlen, die zu Zäunen werden. Zur Einwanderungsquote. Einen Tag nach Philipp Löhles Uraufführung am Konzert Theater Bern stimmten 50,3 Prozent der Schweizer für die Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ der national-konservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP). Ein Ergebnis, das viele überraschte – vor...