Das Schweizer Theater nach 1945: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt
Die Ära Wälterlin endete keineswegs, wie man vielleicht erwarten würde, 1945.
Sie endete nicht einmal mit seiner Demission 1961, als ihm Kurt Hirschfeld
für drei Jahre nachfolgte, und sie endete auch nicht 1965, als Leopold Lindtberg
als Nachfolger Hirschfelds als Direktor weitermachte. Erst die Amtszeit des
Direktors Peter Löffler 1969 brachte einen Bruch – und dauerte dann vielsagend auch nur drei Monate. Das allein zeigt die Massivität des Komplexes, der sich in der Zeit der Nazis im Schauspielhaus gebildet und seitdem verfestigt und verhärtet hatte. Es ging weiter bis zum Jahr 2000, es folgte nach dem Rauswurf Löfflers eine lange Geschichte relativer Agonie am Schauspielhaus, unterbrochen vor allem durch die Direktion von Gerd Heinz von 1982 bis 1989.
Die Zeiten der Direktoren Harry Buckwitz (1970–77), Gerhard Klingenberg
(1977–82), Achim Benning (1989–92) und Gerd Leo Kuck (1992–99) sind nicht als
Zeiten der Innovation und Inspiration erinnerlich, von Spiellust und theatraler Erregung. Interessant ist weniger, das den Herren vorzuwerfen, als die innere Notwendigkeit, der es folgt. Man kann es einfach sagen: Besetzt von der Vergangenheit hatte Zürich jahrzehntelang keine zeitgemässe Idee, was Theater für die Stadt sein könnte.
Die Leitlinien des theatralen Diskurses, und das gilt wohl...