El Dorado als paradiesischer Sehnsuchtsort? Diesen Mythos haben Sabine Köhler und Heiki Ikkola, die Gründer*innen der Dresdner Theatergruppe Cie. Freaks und Fremde, schon vor knapp zwei Jahren entzaubert. Damals war das Gold im kolumbianischen Hochland nahe Bogotá Ziel einer inspirierenden Recherchereise und Thema der daraus resultierenden Produktion. Fünf Orte in fünf Staaten Südamerikas tragen den verheißungsvollen Namen; auch den Flugplatz der kolumbianischen Hauptstadt und die Hochphase des nationalen Vereinsfußballs bezeichnet man so. Zusätzlich sonnen sich dreizehn US-Kommunen und natürlich einige Filme und Institutionen im Licht dieses Begriffs. Doch Genauigkeit tut hier not – auch bei Leerzeichen: Denn das Stück hieß „Eldorado“ und bezeichnet damit ein fiktives Land als Metapher. Die spanischen Konquistador*innen vermuteten es bei ihrer gierigen Suche nach den sagenumwobenen Zimtwäldern vor fast fünfhundert Jahren an verschiedenen Orten und in einigen Ausformungen: mal als Tempel, mal als versunkene Stadt, mal als Königreich – irgendwo zwischen Amazonas und Peru versteckt.
Das heutige El Dorado jedoch liefert, wie „Carbon“, das neue Stück von Cie. Freaks und Fremde zeigt, ganz andere Schätze. Die Inszenierung thematisiert, wie heute südamerikanische Kohle zu deutschem, US-amerikanischem oder chinesischem Gold wird. So trägt das Stück auch den Untertitel „Eine kleine Weltreise der Kohle“ und führt direkt auf...