Als sich am 2. Februar 1933 die Polizei in der nordfranzösischen Stadt Le Mans gewaltsam Zutritt zur Wohnung der Familie Lancelin verschafft, bietet sich den Männern ein grausames Bild. In einem Chaos aus Blut, Knochensplittern und Kleiderfetzen liegen die Leichen von Madame Lancelin und ihrer Tochter. Die Täterinnen dieses bestialischen Massakers, die Schwestern Christine und Léa Papin, Dienstbotinnen des Hauses, werden wenig später seelenruhig in ihrem Zimmer entdeckt.
Wie so viele Intellektuelle dieser Zeit – darunter Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir sowie etliche Maler des Surrealismus – war auch der französische Schriftsteller und Tagedieb Jean Genet von diesem crime passionel fasziniert. 1946 brachte er, zuvor selbst wieder einmal aus dem Gefängnis entlassen, die erste Fassung seiner „Zofen“ heraus. Ein Stück, das sich weniger mit der konkreten Bluttat der Papin-Schwestern auseinandersetzt als mit deren psychologischer und gesellschaftlicher Herleitung. Christine und Léa, die hier Solange und Claire heißen, spielen in diesem Stück den Mord an ihrer Herrin zunächst bloß durch. Jedes Mal wenn die Gnädige Frau außer Haus ist, schlüpfen sie heimlich in deren edle Kleider, wobei eine von ihnen die Herrin und eine die Zofe spielt, die von der Herrin so lange gedemütigt wird, bis der Mord erfolgt. Ein perfides Spiel,...