Eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus dem Jahre 1985 zeigt den berüchtigten „Totengräber“ Clyde Snow in einem argentinischen Gerichtssaal. Links neben ihm folgen drei Vertreter der Justiz seinen Ausführungen zu einem Totenkopf, der auf einer Projektionsleinwand zu sehen ist. Nach dem Zusammenbruch des argentinischen Militärregimes beauftragte die 1984 neu eingesetzte Zivilregierung neben anderen Experten auch den Forensiker Snow, die Verbrechen der Junta zu untersuchen und zu dokumentieren. Snow und eine Gruppe argentinischer Studenten öffneten die Gräber Hunderter Menschen, die verschleppt, gefoltert und vom Militär getötet worden waren. Sie identifizierten menschliche Überreste und sammelten Beweise, die in einem wegweisenden Prozess entscheidend zur Verurteilung einstiger Junta-Anführer beitrugen. Snow, der davor schon an der Exhumierung der Gebeine Josef Mengeles, des Todesengels von Ausschwitz, beteiligt gewesen war, war es erneut gelungen, mithilfe der Forensik auf einer epischen Suche nach Gerechtigkeit ein weiteres Kapitel politischer Gräueltaten abzuschließen. Im menschlichen Körper gibt es rund 206 Knochen und 32 Zähne. Jeder von ihnen erzähle eine Geschichte, hat Snow einmal gesagt. Und: Knochen seien großartige Zeugen, denn sie vergessen nichts und lügen nie.
Wenn es um Verbrechen gegen die Menschlichkeit geht, ist nicht darauf zu vertrauen, dass es Staatsapparaten daran gelegen ist, diese aufzuklären. Wenn Bürger staatliche Verbrechen in den Fokus...