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Was folgt auf die Zerstörung?
Das 59. Theaterfestival MESS in Sarajevo findet unter massiven Budgetkürzungen statt
von Senad Halilbasic
Erschienen in: Theater der Zeit: Lilith Stangenberg: Kunst ist Bekenntnis (12/2019)
Es gehört zum gewohnten Ton einer jeden Eröffnungsrede großer Festivals, den kulturpolitischen Status Quo, mit welchem man als Institution konfrontiert ist, zu problematisieren. Selten werden solche Ansprachen mit Spannung erwartet, da sie nach ähnlichen Schemata verfahren und darum bemüht sind, bei aller kulturpolitischen Deutlichkeit zugleich keine Financiers und Förderer vor den Kopf zu stoßen. Kein rhetorisches Standardrepertoire war hingegen im Falle des Eröffnungsabends des 59. Theaterfestivals MESS in Sarajevo zu erwarten, welches sich nach vier Jahren des konstanten finanziellen Abbaus nun mit einer Budgetkürzung von nahezu sechzig Prozent seitens der staatlichen Förderinstitutionen Bosnien-Herzegowinas konfrontiert sieht. Festivaldirektor Nihad Kreševljaković sprach unaufgeregt, kurz und klar über die Umstände und vermied dabei jegliche angebrachte Empörung. Die Fakten sprachen für sich.
Ebenso für sich sprach die Ankündigung, dass man die Produktion „Chekhov’s Last Play“ des Dubliner Kollektivs Dead Center angesichts der Budgetlage wieder ausladen musste und daher beschlossen hatte, die Preise des 59. MESS erst im Folgejahr zu vergeben. Kreševljaković hoffe darauf, 2020 schließlich diese verhinderte Produktion in Sarajevo zeigen zu können und nächsten Oktober die diesjährige Ausgabe des MESS mit der Preisverleihung zu beschließen. Selten war ein kulturpolitischer Protest angesichts einer prekären Förderlage so still, doch zugleich so klar.
Als Eröffnungsproduktion eine Inszenierung...