Aktueller und dringender hätte das gewählte Thema der Jahrestagung der Dramaturgischen Gesellschaft nicht sein können. Wie kann und soll sich das Theater angesichts der Konflikte in gespaltenen Gesellschaften verhalten? Wer ist wie fähig, bedrohten Künstlern aus anderen Ländern konkret zu helfen? Welcher Art von Organisation bedarf es dafür?
Die Journalistin Gemma Pörzgen von der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen berichtete über ihre Arbeit mit Beispielen konkreter Hilfe. Journalisten, die im Exil nicht arbeiten können, haben nicht nur die Heimat verloren, sondern auch ihren Beruf. Es müssen neue Formen von Arbeitsmöglichkeiten entwickelt werden, die in der Medienbranche freilich knapp bemessen sind und bislang auf Regelungen warten, die noch jenseits von Visafragen liegen. Fast nebenbei erwähnte Pörzgen in diesem Zusammenhang, dass hoch entwickelte Zensursoftware aus Deutschland exportiert wird, die nach ihrer Auffassung unter das Kriegswaffengesetz fallen sollte. Das Publikum bei dieser Tagung der Dramaturgischen Gesellschaft staunte angesichts dieser Infragestellung der scheinbaren Gewissheit, in einem zensurfreien Land zu leben.
Aufs Theater übertragen, lautete Pörzgens Forderung, dass man parallel zu Reporter ohne Grenzen eine ähnlich geartete NGO für bedrohte Künstler gründen müsse. Der entscheidende Punkt ist wiederum, wie konkrete Arbeitsmöglichkeiten aussehen könnten. Zwar haben die Theater im deutschsprachigen Raum in den vergangenen zwanzig...