Als vor nunmehr einem Jahr das Deutsche Theater den Namen Max Reinhardts annahm, war dieser Akt ein Teil der Wiederherstellung der deutschen Ehre vor der Welt. Und auch die Besonderheit der heutigen Ehrung liegt darin, daß wir für unsere Ehre nehmen, daß der Geehrte uns die Ehre gibt.
Als Reinhardt aus Deutschland vertrieben, als er dank der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Vereinigten Staaten amerikanischer Bürger wurde, war in Deutschland die nationale Phrase obenauf. Wir haben gesehen, wie die Nation abstürzte wie nie zuvor. Es ist erhebend, daß es ein großer deutscher Künstler, ein Theatermann, daß es unser Max Reinhardt ist, der uns zum erstenmal in diesem so zauberhaft schönen Raum seiner Kunst als Deutsche mit den Vertretern der Menschheit in Gleichberechtigung zu einer gemeinsamen Handlung vereinigt.
An diese Besonderheit des heutigen Tages lassen Sie mich anknüpfen. Ich habe dazu auch einen besonderen Anlaß.
Unsern persönlichen gefühlsmäßigen Bindungen an Reinhardt hatte ich das Glück und die Freiheit in Moskau vor aller Welt im Rundfunk Ausdruck zu geben, als hier noch die Hitler und Goebbels ihr Unwesen trieben und es unmöglich war, ein offenes Bekenntnis für Max Reinhardt abzulegen. Und wenn mir Kollegen erzählen, sie hätten mich zitternd gehört, so wissen sie,...