In den Dramen der Antike ist alles schon da, was uns heute noch bewegt. Heißt es zumindest immer. Christopher Rüpings Erfahrung als Zuschauer allerdings war bislang eine andere. Keine der Inszenierungen antiker Stoffe, die er gesehen hatte, erklärte der 33-jährige Regisseur in der Süddeutschen Zeitung, habe ihn wirklich erreicht. Das, mutmaßt Rüping weiter, habe womöglich nicht am Stoff gelegen, sondern am Format: „Ein Text, der für ein fünftägiges, rauschhaftes Fest geschrieben wurde, lässt sich in einer auf Tatortlänge reduzierten Bühnenfassung nicht erleben.“ Logische Konsequenz: die Rückkehr zur Übergröße.
Zehn Stunden dauert Rüpings Antikenprojekt „Dionysos Stadt“ an den Münchner Kammerspielen. Auch das ist im Grunde ein Klacks im Vergleich zu den mehrtägigen Dionysien im alten Griechenland. Aber klar, den Zeitrahmen heute handelsüblicher Produktionen sprengt Rüpings Inszenierung allemal. Der dreieinhalbstündige Antikenabend jedenfalls, den der nur ein Jahr ältere Simon Stone am Berliner Ensemble inszeniert hat, nimmt sich gegen diesen Theatermarathon beinah wie ein Sprint aus. Wobei sich „Eine griechische Trilogie“ als Mogelpackung erweist. Vom angekündigten Dreierpack aus Aristophanes’ „Lysistrata“, Euripides’ „Die Troerinnen“ und „Die Bakchen“ ist nicht viel zu erkennen. Rüping dagegen schöpft aus dem Vollen. Er spannt den Bogen vom Prometheus-Mythos über die Sage vom Trojanischen Krieg bis hin zu...