ROT/GELB/BLAU
2009
von Mark Lammert
Erschienen in: Rot Gelb Blau – Texte zum Theater (10/2019)
„Die Szenen von morgen gehen mich nichts mehr an. Sie rufen nach anderen Malern: bitte meine Herren …“
Vicomte de Chateaubriand: „Memoiren von jenseits des Grabes“
Grau mit Rot
Am 24. August 1993 zeigt Heiner Müller, der Regisseur von „Fatzer 1 Germania 2“, später „Duell-Traktor-Fatzer“ genannt, allen an der Produktion beteiligten den Film „Les Carabiniers“ von Jean-Luc Godard. Ein Schwarzweißfilm aus dem Jahr 1963. Später nennt er „Duell-Traktor-Fatzer“ den Versuch, „Produkte ohne Verpackung“ zu verkaufen, oder ein „abstraktes Minimum“. Diesem Versuch galt auch der Raum für die Inszenierung, ein überdimensionaler Tisch und eine Bühne, die eine steile Ebene war. Sie galt der Erschwernis für die Arbeit, das Gehen der Schauspieler. Das war ein offener Widerspruch zum ursprünglich beabsichtigten Bühnenbild von Matthias Langhoff, eine Gegenschräge zur Zeit und eine Anknüpfung: „Brechts Stück ‚Die Maßnahme‘ (…) bringt eine Gerichtssitzung auf die Bühne (…) auf einem kleinen Podium (ich würde es den Corpus-Delicti-Tisch nennen) unter der Regie des Bulgaren Slatan Dudow, Brechts ständigem Mitarbeiter, spielen die einzelnen Episoden der Handlung.“1
Meine Polemik mit dem Raum zu „Duell-Traktor-Fatzer“ richtete sich gegen den Ansatz, Geschichte illustrativ zu erzählen. Ursprünglich ging der Intendant Müller – als er mir Silvester 1992 von seinem Plan erzählte –...