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kirschs kontexte
Theater zu Hüpfburgen!
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Theater der Zeit: Romeo Castellucci: Zurück in die Zukunft – Über die Vermessung der Welt von morgen (09/2013)
Es war sicher eines der fröhlichsten Ereignisse des diesjährigen Berliner Theatersommers: Wer zwischen dem 28. Juni und dem 14. Juli den Weg zur Schöneberger Lokhalle auf sich nahm, der bekam Gelegenheit, auch in dieser Stadt endlich einmal im wabbeligen Inneren des „White Bouncy Castle“ herumzuspringen, in jener überdimensionierten, 30 Meter langen weißen Hüpfburg also, die der Choreograf William Forsythe schon 1997 zum ersten Mal aufblasen ließ (damals in London). Dabei mag es sich zuerst ja vielleicht wie ein Kinderspaß oder auch wie eine wehmütige Erinnerung an lang vergangene, halbvergessene Sonntage bei irgendwelchen Jahrmarktsfesten anhören: sehr simpel – so simpel, dass mancher Besucher mit Stirnrunzeln fragen mag, ob wirklich mit dem Betreten des Hüpfschlosses auch schon der Tanz beginnt, wie Forsythe für dieses besonders vergnügliche Exemplar seiner sogenannten „choreografischen Objekte“ reklamiert. Doch dass irgendetwas an dieser Installation nicht in einer gewöhnlichen Rummelattraktion aufgeht, das schwant einem sehr schnell, wenn man sich die Burg ein paar Minuten lang erschlossen oder auch erhüpft hat. Man kann sich z. B., neben dem Spaß, den das Herumspringen macht, auch über die Tatsache freuen, dass mit einer solchen Hüpfburg ein Emblem des sesshaften Lebens par excellence zu Gummi wird. Und dann kann einem als Theatergänger plötzlich...