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Literatur: Kühle Wärme
von Katrin Schuster
Erschienen in: Theater der Zeit: System startet neu – Über den Einbruch der Performance in die Oper (11/2014)
Auch Hans Schweikart, damals gerade neuer Nachkriegsintendant der Münchner Kammerspiele, beantwortete einst die Frage nach der Wirklichkeit und der Fiktion. Da bezeichnete er die authentische Geschichte, die er in seiner Erzählung Es wird schon nicht so schlimm! verarbeitet hatte, als „Anlass“, den es gelte, „in das allgemeine Gültige umzusetzen“. Der Anlass dieser Novelle war ein entsetzlicher: In der Nacht zum 7. November 1941 nahm sich das Schauspielerpaar Meta und Joachim Gottschalk das Leben, aus Todesangst vor der NS-Verfolgung ihrer „Mischehe“. Ihr achtjähriger Sohn Michael starb mit ihnen, ebenfalls durch Veronal und Gas.
Laut eigener Aussage begann Schweikart – als Kollege wie als Freund der Gottschalks – schon 1942 mit der Arbeit an dem Text. Die Erzählung über das Lieben, Leben und Sterben des Schauspielerehepaars Lilly und Gregor Maurer nennt sich selbst „Ein Filmvorschlag“ und wurde als solcher bereits 1947 von dem DEFA-Regisseur Kurt Maetzig aufgegriffen („Ehe im Schatten“). Dank der Recherche von Carsten Ramm, Intendant der Badischen Landesbühne Bruchsal, darf man Schweikarts feinsinnige, feinfühlige Vorlage nun gedruckt, als eigenständige literarische Erzählung und ergänzt mit einem inspiriert klugen Nachwort, in Händen halten.
Gleich der erste Satz – „Heute wissen wir es besser“ – widerspricht der bangen Titelbeschwichtigung „Es wird schon nicht...