„Es gibt keine neuen Beweise“, heißt es, die Erwartungen dämpfend, gleich am Anfang des „Recherche-Thrillers über europäische Steueroasen“ des Regisseurs Simon Solberg (Textcollage Volker Racho und Ensemble). Das Faktum brutum lässt sich im Grunde in einem einzigen Satz bündeln: Große Firmen entwickeln Steuervermeidungsstrategien auf Kosten des Gemeinwohls. Die „Panama-Papers“ haben diese Strategien vor einiger Zeit anhand eines Datenlecks in großem Stil aufgedeckt, aber Panama ist nicht der einzige Staat, in dem Briefkastenfirmen geduldet werden – und Malta auch nicht der einzige Staat in Europa. Auch Deutschland ist eine Steueroase, im Jahr 2018 belegt Deutschland Platz sieben im „Schattenfinanzindex“, deutlich vor Panama oder den Bahamas. Fast überall auf der Welt kann man Gewinne verschwinden lassen – durch Geldwäscheprozeduren aller erdenklichen Art. Es heißt, dass dem deutschen Staat 160 Milliarden Euro jährlich durch Steuervermeidung verloren gehen.
Simon Solberg und sein Team entwickeln aus den haarsträubenden Daten in der Werkstatt des Theaters Bonn einen knappen, lustvollen Theaterabend. Fünf Spieler – Doris Dexl, Alois Reinhardt, Annika Schilling, Gustav Schmidt und Klaus Zmorek – erzählen in ständig wechselnden Rollen eine beiläufig skizzierte Recherche-Story: Eine Rundfunkreporterin reist nach Malta und wird dort Zeugin des Mordes an der Journalistin Daphne Caruana Galizia, die ebenfalls darum bemüht war,...