Er wird als afrikanischer Shooting-Star des zeitgenössischen Theaters gehandelt, aber ich befürchte, er findet solche Label eher peinlich. Dazu ist er sich der Rolle, die ihm im westlichen Kulturbetrieb zugedacht ist, viel zu bewusst. Der schnelle Erfolg ist sowieso nicht, was ihn interessiert. Dass sein politisches Theater so erfolgreich ist, macht es ihm aber möglich, in Afrika ebenso wie im reichen Teil der Welt vom Kongo zu erzählen und laut über beider Verhältnis zueinander nachzudenken.

"Diejenigen, die hier im öffentlichen Raum sprechen, besetzen ihn mit Antworten. Sie versprechen Instant-Wunder, genau wie die Pastoren der evangelikalen Kirchen. Das Theater gibt auch mir die Möglichkeit, mich öffentlich zu äußern. Aber ich will Fragen stellen."

Es sind große Fragen, die Faustin Linyekula den sechs Schauspielern hinwirft, die am ersten Probentag noch etwas schüchtern um ihn herumsitzen: „Qu’est-ce qu’il fait un étranger?“ – „Was macht jemanden zum Fremden?“ Fragen, die zunächst abstrakt scheinen in einer Welt, in der das tägliche Überleben so wenig gesichert ist. „Was bedeutet die französische Sprache in einem Land, in dem allenfalls ein Fünftel der Bewohner diese Sprache beherrscht, die bis heute Staatssprache ist?“ Fragen, auf die es keine schnellen Antworten gibt. „Kann man in einem Land, das selbst eine...