Magazin
Nicht von gestern
Neil MacGregor: Shakespeares ruhelose Welt. Der Hörverlag, München 2013, 5 CDs, ca. 350 Min.
von Gunnar Decker
Erschienen in: Theater der Zeit: Philipp Hochmair: Ein Mann, alle Rollen (11/2013)
Wer war eigentlich Shakespeare? Über ihn wissen wir bis heute wenig und das wenige auch noch sehr unzuverlässig. Da verbirgt sich einer hinter seinem Werk. Aber die Zeit, in der dieses Werk entstand, ist bis ins Detail rekonstruierbar. Ist das interessant? Ja, so wie es Neil MacGregor, Direktor des British Museum, unternimmt, wird Kontext plötzlich wesentlich. Aus seinem Buch „Shakespeares ruhelose Welt“ sind nun fast sechs Stunden Hörbuch geworden, so originell wie belehrend. Denn die Zeit unter Elisabeth I. war eine Zeit der Eroberung. Der Kapitalismus erwacht in seiner räuberischsten Form (Francis Drake als königlich lizensierter Pirat!), England beherrscht die Meere, die Wirtschaftsmacht wird global.
Die Kapitel heißen „Fechten und Protzen“, „Neue Wissenschaft, alte Magie“, „Verrat und Verschwörung“, „Theater der Grausamkeit“ oder „London wird Rom“. Am meisten interessierte mich eins mit dem Titel „Sex and the City“. Da wird das Prinzip, dem dieses Buch folgt, deutlich. Ein Gegenstand wird zum Anstoß, ein Panorama der Zeit zu entwickeln. Hier ist es ein venezianisches Kelchglas, an dem über die Rolle Venedigs in der Welt in Bezug auf London gesprochen wird. Aber das Kapitel kreist eben nicht nur auf der äußeren Umlaufbahn um Shakespeare, sondern aus diesen Betrachtungen heraus erfolgt dann der Übertritt...