Biber am Kanal
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theater der Jungen Welt
Wenn ich an die Junge Welt Leipzig denke, mischt meine Erinnerung ein ganz wunderbares Kaleidoskop ab. Da tauchen Menschen auf, deren Engagement für ihr Haus und ihre Stadt ans Fanatische grenzt – zum Beispiel Paul Kuhn, Inspizient, gerne auch Empfangskomitee und Hans Dampf in allen Gassen. Als er mir auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt die Biber am Ufer des Karl-Heine-Kanals zeigte, mit viel Spannungsaufbau und »Psssssst!« und »Achtung!«, da war schon etwas von seiner Liebe für die Heimatstadt auf mich übergesprungen. Oder Kollegen des Ensembles, die der Gastdramaturgin ein Fahrrad besorgen, Kassendamen voller Wissbegier über das Stück, das da entsteht, eine Vorzimmerdame des Chefs, die über ihn wacht, als sei sie in Dortmund geboren und nicht in Leipzig.
Aber auch das Umfeld des Theaters in diesem wunderbar abgerockten Stadtteil liefert Bilder ohne Ende – das großartige »Buchkinder«-Projekt, natürlich Partner für die Produktion »Tintenherz«, mit Menschen, die mit Kindern Kunst-Bücher produzieren, wahre Schätze sind darunter. Oder die Probebühne in der Engertstraße – der Weg dorthin eine Zeitreise, die Arbeit dort so produktiv wie abgeschieden. Gerade deswegen?
Ich habe das Haus aus den verschiedensten Perspektiven kennenlernen dürfen – als Gast-Dramaturgin, als Besucherin der Werkstatt-Tage und auf dem Podium beim...