„Die Lüge ist das Fundament des Kommunismus.“ Die Situation ist voller Spannung. Auf der einen Seite Hanna Stachowska, eine polnische Journalistin mit einem Aufnahmegerät in der Hand, die einen Oberst im Ruhestand aufgesucht hat, um ihn über seine politische Arbeit in der Vergangenheit zu interviewen. Auf der anderen Seite eben jener polnische Oberst Stefan Kołodziej, der so einiges über politische Untaten zur Zeit der Volksrepublik Polen (1944–1989) zu berichten hat, aber auch erstaunlich viel über das Leben der Journalistin weiß. Etwa, welchen Namen diese vor ihrer Heirat besaß und warum und wie ihr geschiedener Mann eine gescheiterte Figur wurde. Zugleich trainiert er vor der Ankunft seiner Besucherin das Wort „Auschwitzlüge“. Er scheint mehr Täter als Opfer zu sein, hat dreißig Mal seinen Lebenslauf neu geschrieben. So agierte er zunächst in einer Untergrundorganisation, zuständig für Sabotage und antikommunistische Propaganda, die gegen den massiven Einfluss der Sowjetunion in Polen agitierte („Porträts von Stalin, Bierut und Rokossowski herunterreißen. Und dergleichen.“). Später wurde er verhaftet, gefoltert, verpfiff viele Menschen. In der Todeszelle wurde er angeworben und wechselte auf die Seite der moskautreuen Regierung. Eine Zeit des Völkermords sei dies gewesen, erklärt der Oberst.
In seiner Wohnung sind alle Türen und Schränke mit Vorhängeschlössern gesichert,...