Hinter einer Schranktür, zwischen unübersichtlich drapierten Silberfolien, liegt ein üppig tätowierter Mann. An seiner glatten Kopfhaut kleben Kabelenden, den nackten Körper umwogt eine milchig weiße Flüssigkeit. Sein Name ist Ottfried G., erklärt die Reiseleiterin dem Publikum. Er habe als Baggerfahrer bei Grabungsarbeiten am Gelände des Stadtentwicklungsprojekts Seestadt Aspern im Osten der Stadt Wien den Nabel der Welt entdeckt. Und weil der Nabel milchig weiß aussieht, wie Pudding, sofort davon gekostet. Die immersive Busreise „Tour de Nombril“ führt vom zentralen Stephansplatz in den 22. Wiener Gemeindebezirk. Stephanie Winter und die von ihr gegründete Produktionsplattform Salon Hybrid haben für ihr neuestes Projekt insgesamt fünf Stationen ausstattungstechnisch formalisiert.
Frau Weiß stellt sich als Historikerin vor, trägt insgesamt aber Schwarz, der Mann neben ihr, in Weiß, wird Herr Hoffmann genannt. Gemeinsam halten sie in der Virgilkapelle, fast 13 Meter unter dem Stephansplatz, einen Einführungsvortrag. Die Insignien der Wissenschaftlichkeit, weiße Mäntel und Mikroskope, ungewisse Substanzen und übermäßige Bedrohungslagen, spielen eine wiederkehrende Rolle in den Projekten von Salon Hybrid. Seit 2009 wurden unter diesem Label in wechselnder Besetzung Objekte, Filme, performative Installationen sowie eine Publikation produziert. Die für Publikum in leer stehende Räume oder Privatwohnungen gebauten Parallelwelten, große Flächen und subtile Details, kennzeichnet ein Hang zum...